Summen und Brummen in Stuttgart

Kai Ilg (rechts), Inhaber der Fa. ILG-Außenwerbung, startete zusammen mit NLI-Präsident Claus-Peter Hutter eine breite Sensibilisierungskampagne in Sachen Insektensterben

Foto © Werner Kuhnle

3.000 Großplakate in der Metropolregion Stuttgart gegen Unwissen und ökologische Ignoranz beim Bienensterben

Stuttgart. Es sind nicht die Motoren der Autobauer Daimler, Porsche oder Audi, die in der Metropolregion Stuttgart zwischen Reutlingen und Heilbronn-Neckarsulm brummen und summen sondern zarte Bienchen auf filigranen Blüten. Auf über 3.000 Plakaten im XXL-Format soll das Bienen-Blumenmotiv auf das bedrohliche Insektensterben aufmerksam machen. Unter dem Motto „Summ summ summ, Bienchen bleibt bald stumm“ will die Umweltstiftung NatureLife-International Verantwortlichen in den Stadt- und Gemeindeverwaltungen, alle Haus- und Gartenbesitzer sowie Landwirte auffordern, ihre Areale bienenfreundlicher und damit naturgerechter zu gestalten.

„Was nützt es, wenn die rund 550 Wildbienenarten in Deutschland unter strengem Schutz stehen, aber immer weniger Nektar und Pollen finden und die Lebensräume zerstört werden?“, so Claus-Peter Hutter, Präsident von NatureLife-International.

„Auf der einen Seite verschwinden viele Freiflächen in den Siedlungen unter Beton und Asphalt und wo es noch Wiesenblumen oder kleine Wildnisgebiete mit Wildpflanzen gibt, wird alles kurz und klein gemäht, bevor sich die Blumen als Nektartankstellen für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten entfalten können“, beklagt Claus-Peter Hutter. Unterstützt wird die Initiative von der Firmengruppe Ilg-Außenwerbung, Anbieter unterschiedlichster Werbeträger -  angefangen von City-Light-Postern bis zu Riesenbannern an Baugerüsten oder Häuserfassaden. Inhaber Kai Ilg ist Naturfreund und überzeugt, dass viele Fehlentwicklungen schlichtweg auf fehlendes Wissen zurückgeht. „Unsere Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr von der Natur entfernt; viele Menschen wissen nicht mehr, welche Folgen ihr Handeln hat. Deshalb wollen wir helfen Naturwissen zu vertiefen und die Menschen zum aktiven Handeln zu motivieren“, so Kai Ilg. „Da viele Wiesen in den vergangenen Jahren in monotone Maisäcker umgewandelt wurden, kommt es für das Überleben von Bienen, Schmetterlingen, Heuschrecken und anderen Insekten auf jeden Quadratmeter an. Deshalb appellieren wir an die Kommunen bei der öffentlichen Grünpflege, den Wildblumen eine Chance zu geben und nicht alles totzupflegen“, sagte NatureLife Präsident Claus-Peter Hutter bei der Aktion in Stuttgart. Man brauche sich nicht zu wundern, wenn einerseits die Bestände von Mehlschwalbe, Gartenrotschwanz und anderen Vogelarten immer mehr einbrechen, wenn sie auf der anderen Seite keine Insekten als Nahrung mehr finden. Das Insektensterben ist allerletztes Warnzeichen für das immer mehr in das Ungleichgewicht kommende Ökosystem warnt NatureLife.

Was alle gegen das Insektensterben tun können?

Letztlich können nach Mitteilung von NatureLife-International alle etwas gegen das Insektensterben tun. Dazu gehören nach Angaben der Stiftung die folgenden Punkte:

  • Biologisch und regional erzeugte Lebensmittel kaufen. Das hilft die chemischen Keulen in der Landschaft zu stoppen.
  • Mehr Mut für wilde Natur zeigen; Wildpflanzen im Garten dulden und sei es auch nur in einer Ecke. Auch wenn solche Bereiche nicht wie in Prospekten oft dargestellt farbenbunt blühen, helfen sie letztlich Wildbienen, Schmetterlingen und anderen Insekten.
  • Nicht zu früh mähen! Insekten brauchen Zeit, damit sich der Nachwuchs entwickeln kann. Deshalb im Garten Insekteninseln stehen lassen und erst im Juli mähen.
  • Vorgärten und andere Bereiche nicht mit Steinen zuschütten. Viele Wildbienenarten graben im Boden und legen Röhren an, in die sie Pollen eintragen an den die Eier als Basis für den nächsten Bienennachwuchs gelegt werden.
  • Städte und Gemeinden sollen ihr Eigentum – etwa die Streifen entlang von Wegen und Straßen – naturnah gestalten und von den Landwirten einfordern, diese nicht mehr umzupflügen.
  • Wenn Blumenwiesen für Insekten speziell angelegt werden: nur heimisches Saatgut (z.B. Fa. Rieger-Hofmann GmbH, Blaufelden- Raboldshausen) verwenden. ACHTUNG! Wildblumen helfen nur dann den Bienen und Schmetterlingen, wenn sie nicht zu früh abgemäht werden.

Da Kinder heute mehr Handy-Apps als Tierarten kennen, ist es dringlicher denn je, erforderlich über Naturerlebnisse ohne erhobenen Zeigefinger Naturwissen und damit auch die Kenntnis der Artenvielfalt zu vermitteln.