Umweltstiftung NatureLife warnt: Hitzewelle nur Vorgeschmack auf extreme Auswirkungen des Klimawandels

Sommerdürre, immer häufiger!

©Miriam Zilles, pixabay

Städte, Gemeinden und Bürger müssen mehr Vorsorge treffen

Stiftungspräsident C.-P. Hutter fordert mehr Grün in den Innenstädten, den Bau von Regenwasserzisternen und die Erstellung von Wassernotfallplänen.

Stuttgart. „Die jetzige Hitzewelle ist nur ein Vorgeschmack auf das, was uns in weit extremeren Auswirkungen durch den Klimawandel noch bevorsteht. Städte und Gemeinden sind ebenso wie viele Bürger nicht auf den Hitze-Gau vorbereitet“, so Claus-Peter Hutter, Präsident der Umweltstiftung NatureLife - International (NLI) und Autor des Klimareports „Die Erde rechnet ab“.

NatureLife empfiehlt allen Bürgerinnen und Bürgern sich ausreichend mit Trinkwasser einzudecken und generell auf Extremsituationen vorbereitet zu sein. „Da sowohl extreme Niederschläge als auch Hitzewellen nach den Prognosen der Klima- und Wetterexperten extrem und häufiger werden, müssen auch Kommunen viel konsequenter Langfristvorsorge betreiben, Städte und Gemeinden grüner werden lassen anstatt alles zuzubetonieren und durch Bau von Regenwasserzisternen Langfristvorsorge treffen“ regt NatureLife-Präsident Hutter an. Er fordert zugleich die Aufstellung von Wasser-Notfallplänen.

„Es ist Zeit, dass die Städte tauglich für den Klimawandel gemacht werden – wir brauchen mehr Grün statt grauen Beton und Asphalt“, fordert Hutter. Der urbane Raum werde vor allem in prosperierenden Stadtagglomerationen Tag für Tag mit Beton und Asphalt zubetoniert. Das fange schon im Kleinen an und vernichte im großen Stil natürliche Klimaregulatoren. Während lächerliche Mooswände zur Bindung von Feinstaub und zum Filtern der Luft aufgestellt werden, kratzen Hausmeister, Gärtner und Hausbesitzer das letzte bisschen Grün aus den Fugen und Ritzen der Gehwege, Plätze und befestigten Anlagen, beklagt NatureLife. Auch Löwenzahn, Gänseblümchen und andere Überlebenskünstler zwischen Beton und Asphalt sowie den immer häufigeren Schottergärten haben keine Chance. Noch schlimmer wirke sich die weiter ungebremste Nachverdichtung in den Städten aus. Weil immer mehr Menschen in Städten mit ihrem reichhaltigen Freizeit- und Kulturangebot wohnen wollen, sei Nachverdichtung das große Stichwort. Und so würden nicht nur in Stuttgart, München und Hamburg alte Häuser abgerissen, Tiefgaragen gebuddelt und mal mehr, mal weniger gut designte Wohnblocks dorthin geklotzt, wo zuvor noch eine Linde stand oder eine Eiche für frische und saubere Luft sorgte. „Parkartige Gärten ohne deutschen Einheitsrasen und klimaschädlichen Stickstoffdünger schrumpfen zusehends, obwohl sie jahrzehntelang die Lebens- und Umweltqualität der Menschen in den Städten verbessert haben“, kritisiert NatureLife.

„Unsere Städte werden zunehmend menschen – und lebensfeindlicher, weil ihnen die kleinen und großen grünen Lungen genommen werden – , das geht zu Lasten des Stadtklimas – und am Ende zu Lasten des Menschen, etwa in Zeiten extremer Hitze“, betont Claus-Peter Hutter. Es sei nachgewiesen, dass entsprechende Grünbestände je nach Struktur der Stadt einen erheblichen Teil der Hitze abpuffern könnten.

Kommunen brauchen Wassernotfallpläne

Von den Auswirkungen des Klimawandels seien nach Mitteilung von NatureLife gerade Stadtbewohner immer häufiger betroffen. Städte sind anfällig für Überhitzung. Das bedingen die Strukturen aus Beton, Steinen, Ziegeln, Asphalt, Stahl.
Gerade deshalb müssten die Kommunen jetzt dringend Wassermangel-Notfallpläne aufstellen. „Was passiert, wenn Fernwasserleitungen wegen verbrecherischer oder terroristischer Anschläge nicht genutzt werden können? Stehen ausreichend Reserve-Trinkwasserbrunnen zur Verfügung? Wie sieht es mit der Wasserqualität aus? Wie wird mittel- und langfristig mit Brunnenvergiftern umgegangen – z.B. mit dem Einsatz von Chemie in der Industrie und Landwirtschaft? Was ist aus den längst eingeführten Grenzwerten geworden? Werden sie eingehalten? Wichtiger denn je wird die Rückhaltung von Regenwasser“, führt NaturLife aus. „Wasserversorgungsunternehmen sollten überall in den Ballungszentren große Regenrückhaltebecken für Not-Trinkwasserversorgung aufbauen. Wir brauchen Anlagen, die nicht nur Überschwemmungen bei Starkregen verhindern, sondern auch als Großzisternen in Notzeiten zur Verfügung stehen“, fordert NatureLife-Präsident Hutter. „Intelligente Regenwassernutzung ist wie der Einsatz von Solarenergie ein Geschenk des Himmels“, so Hutter weiter. Denn wenn es nach Hitze- und Dürreperioden regnet, kann das Wasser nur schlecht in die ausgedörrten Böden eindringen. Die Folge: Es fließt viel zu schnell ab. Ungeachtet der dann an den Mittel- und Unterläufen der Flüsse entstehenden Hochwassergefahr müssten bereits in den Siedlungen Rückhaltemöglichkeiten für Trink- und Brauchwasser geschaffen werden. Hier seien die Städte und Gemeinden als Träger der Bauleitplanung gefordert. Es müsste eine rechtlich verbriefte Regelung geben, dass schon beim Bau und der Sanierung von Wohn- und Gewerbeimmobilien Trinkwasserzisternen angelegt werden. Setze sich der bisherige Trend fort, muss sowohl für extreme Hochwasser als auch für Trockenzeiten geplant werden. Das habe enorme Auswirkungen für die Sicherheit der Wasserversorgung, aber auch für die Kanalisation in Dörfern und Städten. Viele sind zu klein bemessen, um große Wassermassen aufzunehmen. Trinkwassersicherheit, Hochwasserschutz, Landwirtschaft und Energieproduktion sind gleichermaßen betroffen! Regionale Wassernotfallpläne müssten all diese Faktoren einbeziehen.

Vorsorgen – weil die nächste Hitzewelle bestimmt kommt – Vorsorgekatalog von NatureLife-International:

Was jeder Einzelne tun kann:

  • Persönlichen Wassernotfallplan erstellen.
  • Jeder Haushalt sollte mindestens für zwei Wochen den Bedarf an Trinkwasser in Flaschen zu Hause haben. Schwierig wird dies in kleinen Wohnungen. Wo der Platz nicht reicht, können sich Hausbewohner zusammentun und etwa in der gemeinsam genutzten Waschküche oder im Kellerraum Vorräte anlegen.
  • Jeder sollte wissen, woher das Wasser in seiner Gemeinde oder Stadt kommt.
  • Bei den Gemeinde- und Stadtverwaltungen beziehungsweise den kommunalen Wasserversorgungsunternehmen und Stadtwerken nachfragen, ob es einen Plan B gibt, der über das Abschalten von einzelnen Wasserversorgungssträngen und entsprechende Umleitungen hinausgeht, und welche Pläne es gibt, die Wasserversorgung sicherzustellen, wenn die normale Grundversorgung knapp wird.
  • Wer ein eigenes Haus oder einen eigenen Garten hat, sollte dringend eine Zisterne zum Sammeln von Regenwasser anlegen, sodass er darauf zurückgreifen kann, wenn das Trinkwasser knapp wird und auch in den Lebensmittelgeschäften der Nachschub ausbleibt. Es sollte dann allerdings abgekocht werden. In der Apotheke gibt es außerdem Entkeimungstabletten (zum Beispiel Microput). Vorrat anlegen!
  • Zumindest während des Sommers können Getränkeflaschen auch auf Balkonen und Terrassen gelagert werden.
  • Wasserwissen aneignen – wo gibt es was? Wie kann ich mir und meiner Familie bei Wasserknappheit helfen?
  • Entwicklungshilfe- und Umweltorganisationen unterstützen, die ganzheitlich und an die jeweiligen Lebensbedingungen der Menschen sowie die ökologische Situation angepasste Projekte entwickeln. Allzu lange wurden zum Beispiel Wasserpumpen nach Afrika geliefert und installiert, was dazu führte, dass manche Clans ihre Viehbestände übermäßig erhöhten. Dies führte zu Überweidung und in der Folge wieder zu Wassermangel. Ein teuflischer Kreislauf.

Was nach NatureLife die Politik und öffentliche Hand tun müsste:

  • Auch wenn scheinbare Sicherheit der Wasserversorgung gegeben ist, brauchen Städte und Gemeinden einen Wasserkrisenplan. Ein Handlungskonzept B und C also, um für Krisenzeiten gerüstet zu sein.
  • Bau und Unterhalt von kommunalen Trinkwasserzisternen.
  • Alle noch vorhandenen örtlichen Wasserschutzgebiete und Wasseraufbereitungsanlagen müssen für Notzeiten geschützt, aufrechterhalten und konsequent überwacht werden. Wasserschutzgebiete dürfen nicht zugunsten von Neubauplanungen geopfert werden.
  • Wo die Nitratwerte zu hoch sind, muss die intensive Landwirtschaft gestoppt werden. Daran arbeiten Behörden der Wasserwirtschaft und des Umweltschutzes seit Jahren mit großen Mühen, aber oft gegen den energischen Widerstand der Landwirtschaftslobby und auch mancher Bürgermeister und kommunaler Mandatsträger, die wegen der Realisierung von Baugebieten manches Wasserschutzgebiet aufgeben wollen.
  • Unterstützung von internationalen Partnergemeinden und Partnerregionen durch Städte, Gemeinden und Landkreise bei der Erstellung von Wassermanagementplänen.
  • Verbindliche Auflagen für geplante Neubauten von Privat- und Gewerbeimmobilien zur Anlage von Trink- und Brauchwasserzisternen.
  • Wasser – in der Landschaft halten -. Bäche und Flüsse vor allem in den Oberläufen renaturieren, damit bei starkem Regen die Wasser über die Ufer treten und Grundwasservorräte auffüllen kann, statt im Bereich der Mittel- und Unterläufe Hochwasser zu verursachen.
  • Wasser in der Landschaft halten, indem Moore und andere Feuchtgebiete renaturiert werden.
  • Ausweisung ausreichend breiter Gewässerrand-Schutzstreifen, auf denen keine Düngemittel oder Agrarchemikalien ausgebracht werden dürfen.

Was die Wirtschaft laut NatureLife tun müsste:

  • Massives Engagement von Ingenieurbüros, Firmen für Wasserversorgungs-, Reinigungs- und Entsorgungs-/ Klärtechnik sowie Planungsbüros für Regional- und Stadtentwicklung in Schwellenländern. Gerade für die Umwelttechnik ergeben sich vor Ort erhebliche ökonomische Chancen, ökologische Herausforderungen zu meistern.
  • Wirtschaft und Wissenschaft müssen sich gemeinsam mit den öffentlichen Entwicklungshilfe-Institutionen wie KFW / GIZ / DEG für Großprojekte engagieren, in Entwicklungs- und Schwellenländern großflächig Wassersicherung durch reichhaltige Wasserwälder fördern und wegkommen von Einzelprojekten.
  • Banken müssen Investments einem Tauglichkeitscheck in Sachen Klimaschutz und Wassermanagement unterziehen, da es sonst ein böses Erwachen geben kann.
  • Fazit: Wasserwissen wird wichtiger!


Der NatureLife-International - Klimareport: „Die Erde rechnet ab – Wie der Klimawandel unser tägliches Leben verändert und was wir noch tun können“, Claus-Peter Hutter, Ludwig Verlag, 17,- Euro, ISBN 978-3-453-28105-9