Der Neckar ist zu warm – NatureLife fordert Sanierungsmaßnahmen zum Klimaschutz

Altneckar

Das Naturschutzgebiet Altneckar leidet unter Wassermangel. Besonders im Sommer bilden sich infolge der Erwärmung Algenteppiche.

Industriegebiet Beihingen

Über Wärmepumpen soll dem aufgeheizten Neckarwasser Energie entzogen werden, um damit Gebäude im Industriegebiet zu beheizen.

Wehr Beihingen

Im Wehr bei Beihingen soll bei einem Neubau ein Wasserkraftwerk eingebaut werden, durch welches Frischwasser in den Altarm eingeleitet wird. Auch eine Aufstiegshilfe für Fische fehlt bisher.

Den Fischen im Neckar ist es zu warm. Deshalb fordert die Stiftung NatureLife-International Verbesserungsmaßnahmen. NatureLife Biotopschutzexperte Conrad Fink bezieht sich auf die Hauptaussagen der Studie „Fischereiliche Bewirtschaftung des Neckars“ welche die im Fischerei-Hegebereich Neckar VII e. V. zusammengeschlossenen Anglervereine vor kurzem vorgelegt haben. Die Studie, die von Fischereifachmann H. Wnuck erarbeitet wurde, befasst sich mit Veränderungen des Fischbestandes im Neckar zwischen Freiberg und Besigheim und macht Vorschläge wie die Situation verbessert werden kann.

Durch die Erwärmung des Neckars gingen vor allem die kälteliebenden Fische wie Bachforelle, Äsche oder Barbe zurück, so die Studie. Diese Fische sind auch an fließende Gewässer angepasst. Nur der Altneckar bei Freiberg bietet für diese Arten noch Laichmöglichkeiten. Der Neckar ist durch die Stauhaltungen heute eher ein großes Stillgewässer in welchem sich wärmeliebende Fische wie Karpfen, Schleie, Rotauge und Wels entwickeln, so NatureLife Biotopschutzexperte Conrad Fink.
Der Bericht befasst sich auch eingehend mit dem zwischen Freiberg, Ingersheim und Ingersheim gelegenen Naturschutzgebiet Altneckar und macht Vorschläge zu dessen Aufwertung. Der Altneckar und der ehemalige Baggersee im Pleidelsheimer Wiesental sind gleichzeitig Natura 2000-Gebiete und Vogelschutzgebiete und zählen zu den Projektgebieten der Stiftung NatureLife International. So soll dem Altneckar der derzeit unter Wassermangel leidet, wieder dauerhaft 10 m³/s Wasser zugeleitet werden. Ebenso wird ein Geschiebemanagement vorgeschlagen und im Wiesental bei Pleidelsheim könnten nach Ansicht von C. Fink im Zuge von Renaturierungsmaßnahmen neue Gewässer angelegt werden. Ebenso soll am Wehr in Freiberg langfristig ein Umgehungsgerinne angelegt werden, durch welches die Fische das Hindernis überwinden können. Die Stiftung NatureLife International begrüßt die Vorschläge der Fischer in diesem Bereich ausdrücklich und ruft die Verantwortlichen auf, die Vorschläge auf ihre Realisierbarkeit hin zu prüfen und umzusetzen.

Ein Grundproblem für die Fische am Neckar ist dessen Erwärmung durch die zahlreichen Stauhaltungen, die Einleitung warmen Wassers aus den Kläranlagen bzw. die Entnahme von Kühlwasser für Kraftwerke. Die Durchschnittstemperatur des Flusses ist in den vergangenen Jahren um rund 5 Grad Celsius gestiegen.

So lag die Sommertemperatur im Neckar in den 1930er-Jahren zwischen 14 und 22 Grad Celsius. Heute beträgt sie bis zu 27 Grad. Abhilfe kann hier die Wärmerückgewinnung durch die Entnahme von Energie aus dem Kühl- bzw. Neckarwasser mittels Wärmepumpen schaffen, so der Autor der Studie bei der Vorstellung in Ingersheim und Freiberg a. N. Der Freiberger Umweltfachmann Conrad Fink, der für die Stiftung NatureLife International tätig ist, schlug vor, diesen Vorschlag im Rahmen des Kommunalen Klimaschutzkonzeptes zu realisieren, welches die Stadt Freiberg a. N. gerade erstellt. Hier sollte auch der Vorschlag umgesetzt werden, konstant Frischwasser in den Altneckar einzuleiten und dieses über eine Turbine laufen zu lassen, um hierbei Strom zu erzeugen.
Durch eine Kühlung des Neckarwassers ginge auch der Bestand des Welses zurück, der im Neckar ursprünglich nicht heimisch ist, sich sehr stark vermehrt hat und dem Fischbestand Schaden zufügt. Um den Verlusten im Fischbestand durch den Kormoran entgegen zu wirken, soll der Fischbesatz durch die Angelvereine mit Fischgrößen erfolgen, welche außerhalb des Nahrungsspektrums des Vogels liegen. Der Nahrungsmangel führt erfahrungsgemäß auch zu einem Rückgang der Vogelpopulationen, welche bereits jetzt in den Brutkolonien einem Dichtestress ausgesetzt sind, so Conrad Fink in einer Mitteilung von NatureLife.