Interview: Die COVID 19 Pandemie hat es gezeigt: Vorbereitet sein ist alles.


Die Journalistin Daniela Haußmann (Ha) sprach in Sachen Ernährungs-Notfallvorsorge (ENV) mit NatureLife-Präsident C.-P. Hutter (CPH). Obwohl von vielen Verantwortlichen ebenso verdrängt wie von den meisten Bürgern wird das Thema immer wichtiger. Das zeigen Katastrophen Ereignisse an vielen Stellen. Hier ein Auszug aus dem Interview.

Warum ist es notwendig in der Ernährungs-Notfallvorsorge (ENV) über neue Wege nachzudenken?

CPH: Ein Nachdenken über neue Wege – und noch wichtiger – daraus resultierendes, konsequentes, umgehendes Handeln ist überfälliger denn je! Nicht erst die Corona-Krise hat deutlich gemacht, dass die Menschheit aus Profitgier, Bequemlichkeit und in den armen Ländern armutsbedingt in eine immer weiter in die Sackgasse führende Spirale der Abhängigkeit geraten ist. Gepaart mit einer vor allem in Deutschland nicht mehr zu überbietenden Wohlstandsverwahrlosung setzen viele ganz einfach voraus, dass alles immer da ist: Sauberes Wasser, Lebensmittel aus aller Welt zu allen Jahreszeiten und Ganzjahres-Entertainment und Bespaßung. Nach dem Motto Irgendjemand wird es schon richten sind die Ansprüche immer größer geworden, die tatsächliche Verletzbarkeit des gesamten Systems ist immer mehr in den Hintergrund gerückt.

Aktuell sehen wir, dass im Ausland – das auch Lebensmittel produziert und liefert – durch Krisenereignisse Lieferketten beeinträchtigt werden und im schlimmsten Fall zusammenbrechen können. Daher die Frage, ob wir uns damit die globalen Strukturen in der aktuellen Form noch „leisten“ können.

CPH: Der alte Spruch „global denken, lokal handeln“ ist aktueller denn je. Entscheider in Politik und Verwaltung sind näher an ihrem jeweiligen Umfeld und können schneller reagieren als zentralistische Systeme. Trotzdem brauchen wir die globale Zusammenarbeit im Sinne des Knowhow-Transfers und gegenseitigen Hilfe.

Welche Chancen bieten hier vielleicht auch neue Kooperationen mit Landwirtschaft und Lebensmittelhandel?

CPH: Neue Kooperationsmodelle zwischen Landwirtschaft, dem Lebensmittelhandel und den Verbrauchern sind überfällig. Dafür sprechen schon gewichtige ökologische Gründe, um dem Irrweg scheinbar billiger Massenproduktion auf Kosten der biologischen Vielfalt zu entkommen.

Krisen können auch die Produktion personell beeinflussen und damit zu einer „Ernährungskrise“ führen. Welche Rolle sollte bei der ENV im Verbund mit den Akteuren Landwirtschaft und Lebensmittelhandel also auch das Thema Resilienz von Personalstrukturen spielen?

Resilienz beginnt bei der Ernährungssicherung dort, wo sich jeder einzelne seiner Eigenverantwortung bewusst ist und wo Menschen in der Landwirtschaft, in der Lebensmittelverarbeitung und im Lebensmittelhandel ganzheitlich denken und sich ihrer eigenen Rolle bewusst sind. Eine immer mehr um sich greifende Spezialisierung hat leider zunehmend systemisches Denken verhindert. Wir brauchen deshalb eine umweltgebildete-, in Sachen Nachhaltigkeit kompetente Gesellschaft, wo sich jeder einzelne seiner eigenen Rolle bewusst sein muss. Ein positiver Ansatz zeigt etwa EDEKA. Das genossenschaftlich strukturierte Unternehmen hat schon vor längerem damit begonnen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Sachen Nachhaltigkeit zu schulen, damit diese wissen woher die Lebensmittel, die verkauft werden, stammen, wie sie erzeugt und verarbeitet wurden. Es geht vieles; man muss nur wollen.